Beschreibung des Projekts
 
 
Ziel:

Zweck des aufgelösten Vereins war:

a) die Geschichte des Lagers Rollwald wissenschaftlich aufzuarbeiten und allen interessierten Bürgern - insbesondere der jungen Generation- Grundlagenmaterial zur Auseinandersetzung mit diesem Abschnitt der regionalen Geschichte zur Verfügung zu stellen und die Aufrechterhaltung des Gedenkens zu sichern,

b) die Durchführung wissenschaftlicher Veranstaltungen und Forschungsvorhaben sowie die Vergabe von Forschungsaufträgen.

Nach Ablauf der Verjährungsfrist im Jahre 1995 sind alle diesbezüglich vorliegenden Akten im Staatsarchiv Darmstadt frei zugänglich geworden. Der Verein sieht sich aufgrund seiner Struktur jedoch nicht in der Lage, die Aufarbeitung des Aktenbestandes und eine zusammenfassende Darstellung in Buchform ehren- bzw. nebenamtlich zu leisten. Er strebt deshalb an, damit eine entsprechende wissenschaftliche Fachkraft zu beauftragen. Daran anschließend soll auf der Grundlage der historischen Dokumentation für die Durchführung von Spurensicherungsprojekten in Schulen und (Jugend-) Bildungsarbeit pädagogisches Arbeitsmaterial (Ausstellungen, Planspiele, etc.) erstellt werden.

auf Spurensuche im stillen Gedenken
Während  der Projektwoche 1997 der Heinrich-Böll-Schule Nieder-Roden war eine Gruppe deutscher und niederländischer Schüler einen Vormittag im Rollwald unterwegs.
Sie haben nach Spuren des ehemaligen Lagers gesucht
Vor dem Gedenkstein wurde nach der Verantwortung für die Opfer des Nationalsozialismus gefragt und wie das Entstehen solcher Unrechtsregime verhindert werden kann.


Bisher über das Lager bekannte Tatsachen

Die Einrichtung des Strafgefangenenlagers Rollwald ist ursächlich auf die Verordnung des Reichspräsidenten Hindenburg vom 28.2.1933 (sog. „Reichtagsbrandverordnung") „zum Schutze von Volk und Staat" zurückzuführen.

Gegründet wurde das Lager auf Anregung des Reichsstatthalters in Hessen, der im Zuge der nationalsozialistischen Aufbaumaßnahmen ein Bodenverbesserungs- und Siedlungsprogramm im Rodgau anstrebte. Die Reichsjustizverwaltung stellte 3500 Arbeitskräfte und das notwendige Verwaltungs-, Wach- und Hilfspersonal zur Verfügung. Es dauerte bis 1937, bis das Lager vollständig eingerichtet war. Seine Inbetriebnahme erfolgte im April 1938. Ende 1938 war Rollwald bereits mit 1500 Gefangenen belegt.

Nach einer Verordnung vom 16. Januar 1942 wurden alle in Schlesien ansässigen „Erstverurteilten", deren Strafmaß bis zu fünf Jahre betrugt, nach Rollwald verlegt. Die Zahl der Insassen wurde im Mai 1942 mit 420 angegeben. In den Außenlagern befanden sich jedoch über 1000 Gefangene. 1944 erfolgte die Errichtung eines Lagerfriedhofs. Im Lager Rollwald starben unter nationalsozialistischer Herrschaft mindestens 156 Menschen.

Am 26. März 1945 besetzten einmarschierende US-amerikanische Truppen das Lager. Nach Überprüfung der Akten wurde ein Teil der Gefangenen entlassen, gegen einige wurde ein neues Verfahren eröffnet. Die US-amerikanischen Streitkräfte nutzten Rollwald bis zum Februar 1947 als Kriegsgefangenenlager. Im Spätherbst 1949 wurde nach Abschluß der Arbeit der Alliierten die Dienststelle Rollwald aufgegeben.

Luftbild der Alliierten von 1945

Historische Aufarbeitung

Eine geschichtliche Aufarbeitung der Vorkommnisse im Lager Rollwald fand in den ersten zehn Jahren nach Kriegsende nicht statt. Auch später ging sie nur schleppend voran. Erst Ende der 70er Jahre waren verstärkte Aktivitäten zur historischen Aufarbeitung zu verzeichnen.

Nachdem niemand Interesse am Erhalt des Lagerfriedhofs zeigte, wurde er 1956 in eine Grünanlage umgewandelt. 1965 sollte auf dem Gelände gar ein Bolzplatz entstehen, was von einer Bürgerinitiative verhindert wurde.

Rollwald 1953 Rollwald 1977

Im November 1980 wurde, einhergehend mit einem durch die Evangelische Jugend im Dekanat Rodgau (EJDR) organisierten Friedensgebet, ein provisorischer Gedenkstein auf dem Gelände des ehemaligen Lagerfriedhofs mit der Forderung nach einem festen Gedenkstein errichtet. Das Provisorium wurde kurz darauf von Unbekannten zum Einsturz gebracht.

Noch im gleichen Jahr setzte die Stadtverordnetenversammlung eine Arbeitsgemeinschaft ein mit dem Auftrag, einen Bericht über die Geschichte des Lagers zu erarbeiten. Unter großen Schwierigkeiten bei den Recherchen legte diese Arbeitsgemeinschaft im Juni 1981 einen knapp 20 Seiten umfassenden statistisch gehaltenen Bericht vor.

Nach einer im November 1983 im Stadtparlament geführten Grundsatzdebatte wurde der Gedenkstein schließlich am 10. Dezember 1983 eingeweiht.

Alljährlich findet seitdem, jeweils am Volkstrauertag, eine Gedenkfeier zu Ehren der im Lager verstorbenen Gefangenen statt.

Bedingt durch längere Vakanz und Personalwechsel erfolgte erst 1992 eine Wiederaufnahme der Rollwaldaktivitäten seitens der Evangelischen Jugend im Dekanat Rodgau (EJDR). Im November 1993 stellte sie im Rahmen einer Projektwoche an der Heinrich-Böll-Schule Material zum ehemaligen Gefangenenlager unter dem Titel „Lager-Rollwald - Momente der Erinnerung" mit großem Erfolg im evangelischen Gemeindezentrum Nieder-Roden aus.

Im gleichen Jahr wurde auch die AG Rollwald gegründet . Im Laufe der letzten Jahre wurde die Rolle des Lagers Rollwald im NS-Strafwesen immer deutlicher und fand somit verstärkt Beachtung in einschlägigen Gedenkstättenbänden und Chroniken. Siehe Literaturverzeichnis