Bauliche Anlage des Rollwaldlagers
Mit dem Zweck der historischen Aufarbeitung der Geschichte des Lagers Rollwald ging im Jahr 2000 der Förderverein an seine Arbeit.

Doch einiges wusste man bereits bei seiner Gründung dank der akribischen Vorarbeit von Menschen wie Heinz Sierian über das Lager Rollwald, wenn auch daneben noch viele Vermutungen und Gerüchte "kursierten".
(Der folgender Text stammt ebenfalls aus den Aufzeichnungen von Heinz Sierian und entstand bereits einige Jahre vor Gründung des Fördervereins!):


Text
Sierian Teil II


„Nachdem der Wald abgeholzt war, wurde ein Barackenlager er­richtet, das durch einen vierfachen, drei Meter hohen Stacheldrahtzaun gesichert war.  So entstanden nach und nach 24 große Holzbaracken-, in denen Küche, Lazarett, Speisesäle sowie Schlafsäle für die Gefangenen vorhanden waren“. 12)

Für die Häftlingsunterbringung waren 15 Baracken bestimmt, die zu 3 Blocks mit je 5 Baracken angeordnet waren; jede Ba­racke war für 100 Menschen bestimmt. 13) - Die Baracken hatten Häftlinge in Dieburg auf einem dazu eigens im Lager I hergerichteten  Zimmermannsplatz angefertigt. 14)

Zaunanlage des Lagers

Es gab neben einer Häftlingsbücherei im Lager auch die sonst für die Unterhaltung desselben erforderlichen Wirtschafts- und Handwerksbetriebe. Für die zusätzliche Ernährung der Häftlinge waren (schwarz) Kartoffeläcker sowie Gemüsegärten angelegt. Leib- und Bettwäsche  wurde  regelmäßig getauscht. 15)

Nach den Schilderungen entsteht  der Eindruck, dass das tägliche Lagerleben: Wecken,  Antreten, Essenfassen, Arbeitseinteilung Arbeitseinsatz in ähnlichen Formen ablief wie ein militärischer Kasernenbetrieb.

„Für Vergehen der Strafgefangenen innerhalb des Lagerbereichs, zum Beispiel Fluchtversuch, Kameradschaftsdiebstahl etc. wurde ein Massivbau mit Einzelzellen eingerichtet. Dieser Bau wurde später von einigen Privatpersonen gekauft und zu Wohnungen ausgebaut.“ 16)

Um zu dem hier behandelnden Komplex umfassendere Aussagen ma­chen zu können, würde weiteres Archivmaterial gebraucht werden.

Doch die Quellenlage ist schlecht. Das in Koblenz und Darmstadt bisher aufgefundene Material enthält nur Schriftgut, das bis zum Jahr 1943 reicht. Über 1943 hinaus geht lediglich ein Aktenvorgang, der sich auf ein Vorkommnis (Unfall) bei Entladearbeiten in den Breuer-Werken, Hirzenhain, vom 27. Mai 1944 bezieht aber keine Schlüsse von Bedeutung zulässt. Es war auf, dem Fabrikgelände ein Waggon mit Briketts, der sich selbständig gemacht hatte, umgestürzt und dadurch Sach- aber kein Personenschaden entstanden. 17)

Auch der Versuch, für die Zeit 1944/1945  persönliche Informationen an die Stelle von schriftlichen Nachweisen zu setzen brachte bislang kein Ergebnis. Der damalige Lagerleiter - Karl Ludwig Stumpf soll verstorben sein. Auch 3  weitere ehemalige Angehörige des Wachpersonals, die bis zum Kriegsende Dienst im Lager Rollwald taten (Krause, Larcher, Herbert Schulz) sind nicht mehr am Leben.

Hier noch frühere Aufsichtsbeamte im Rollwald-Lager kennen aus eigenen dienstlichen Erleben die Verhältnisse im Lager Rodgau I auch nur bis längstens Herbst 1943 (danach Einberufung zur Wehrmacht).

Fußnoten:
  1.  „Die Vorgeschichte Rollwald“, 1964, siehe Fussnote 2

  2. wie Fussnote 11

  3. wie Fussnote 4

  4.  wie Fussnote 11

  5. „Die Vorgeschichte Rollwald“, 1964, siehe Fussnote 2

  6. StADA, Abteilung G 21A, Konv. 2400, Fasc. 21